"Ruhe ist die Bedingung für Kultur."
Unser Tal, in dem die Mühle liegt, ist wildromantisch, verwunschen und wunderschön. Ein sehr alter Pilgerpfad schlängelt sich entlang des rauschenden, kleinen Wildbaches. Dörsbach wird er genannt, weil er immer mal wieder dörr ist, wie die Leute erzählen. Vom Schloss der Catzenelnbogener Grafen zum Kloster Arnstein an die Lahn führt der verschlungene Pfad.
Unser Tal wird im Volksmund "Jammertal" genannt. Und doch lädt es den einsamen Wanderer in seiner stillen Idylle zum freudigen Verweilen ein.
Viele Erzählungen und Sagen ranken um dieses Tal. Hier habe ich die schönste ausgewählt. Wenn sie auch sicher nicht die tiefgründigste ist, so berichtet sie doch sehr schön eine kleine Lebensweisheit.
„Pilger durchwanderten einst das Tal. Um Buße zu tun taten sie das, was alle Pilger in dieser Zeit taten: sie füllten Erbsen in ihre Schuhe. Das schmerzte die Füße sehr und so jammerten die Pilger viel. Ihr Jammern hallte von den Felswänden zurück.
Auch in unserer Geschichte pilgerten zwei Mönchen durch dieses Tal. Doch von diesen beiden Brüdern jammerte nur einer. Nach einer Weile fragte dieser erstaunt seinen Bruder: „Warum jammerst du nicht? Hast du denn keine Erbsen in deinen Schuhen?“ - „Oh doch,“ erwiderte der Bruder ernsthaft. „Ja und?" fragte der Mönch nach einiger Zeit: "Schmerzen dich deine Füße denn nicht ?“ - „Nein,“ antwortete der Bruder. Und nach einer kurzen Weile fügte er hinzu: „Ich habe sie vorher gekocht.“
Und so besiegt der kreative Geist und der Humor bis heute den Jammer im Tal.